Sicherer Funkstandard: Was sollten Sie zum Thema NFC Chip wissen?


Das Thema NFC geistert immer häufiger durch die Medien, ein neues Smartphone ist in der Regel auch mit einem NFC Chip ausgestattet - in diesem Zusammenhang stellt sich für Sie möglicherweise die Frage, was sich mit dieser Technologie überhaupt bewerkstelligen lässt. In vielen Bank- oder Kreditkarten ist schon die NFC Funktion integriert, um den Bezahlvorgang schneller zu machen.

Eines sei schon verraten: Sollte sich NFC in den kommenden Jahren durchsetzen, dürfte es den Alltag deutlich vereinfachen. Einige Fragen zum Thema klären wir hier für Sie.

Was ist NFC?

NFC steht für "Near Field Communication", zu Deutsch "Nahfeldkommunikation". Dabei handelt es sich (ähnlich wie beim bekannteren Bluetooth) um einen Übertragungsstandard, der das drahtlose Austauschen von Daten über sehr kurze Distanzen ermöglicht. Die Entfernung zwischen den Geräten darf maximal ca. 10 cm betragen, in der Praxis sogar meist deutlich weniger.

NFC Chip Finoverix

Bild: © Production Perig-fotolia.com - NFC Chip

Dabei handelt es sich aber keinesfalls um einen Nachteil, im Gegenteil: Im Unterschied zum genannten Bluetooth ist die Datenübertragung per NFC besonders sicher, weil die geringe Reichweite ein Abhören wirkungsvoll verhindert.

Letztlich ergeben sich dadurch ganz andere Anwendungsfälle, wie beispielsweise das drahtlose Bezahlen oder sonstige Legitimationen. Zudem ist der Energieverbrauch durch die geringe Funkstärke besonders gering, sodass NFC immer aktiviert bleiben kann, ohne dass der Akku Ihres Smartphones zügig geleert wird. 

Die Übertragungsgeschwindigkeit liegt bei lediglich 424 kBit/s und damit deutlich unter jener von Bluetooth. Für den angedachten Verwendungszweck erscheint die Bandbreite jedoch mehr als ausreichend.

Wo kann man NFC Technologie vorfinden?

Um die Funktechnologie nutzen zu können, wird ein NFC Chip benötigt. Dieser lässt sich in der aktiven Variante üblicherweise auch nicht nachrüsten, weshalb der NFC Chip zu den Ausstattungsmerkmalen des gekauften Produktes gehören sollte. Vorhanden ist der NFC Chip heute üblicherweise bei neuen Smartphones, Kreditkarten sowie einigen Digitalkameras.

Selbst bei Ersteren ist das Vorhandensein eines NFC Chips keinesfalls selbstverständlich, was insbesondere für günstigere Geräte gilt. Sofern diese Technologie genutzt werden soll, sollte beim Kauf explizit auf NFC geachtet werden. Häufig findet sich auf dem Smartphone auch das symbolisierte "N", also das Logo für NFC. Dadurch ist direkt gekennzeichnet, an welcher Stelle der NFC Chip im Gerät sitzt.

Auch einige Bank- oder Kreditkarten sind bereits mit einem NFC Chip ausgestattet. Auf diese Weise kann das kontaktlose Bezahlen ermöglicht werden, auf das im Weiteren noch eingegangen werden soll.

Wofür lässt sich NFC verwenden?

Wie bereits erwähnt, sind häufig Smartphones, Kreditkarten und einige Digitalkameras mit dem NFC Chip ausgestattet. Bei der Digitalkamera besteht eine Anwendungsmöglichkeit darin, die Bilder kabellos auf das Smartphone zu übertragen. Häufig werden geschlossene Urlaubsfotos vom Smartphone direkt in die Cloud hochgeladen, wodurch die Bilder vor Verlust besonders effektiv geschützt sind.

Außerdem ist es möglich, die Fotos dann auch der Digitalkamera zu löschen und einigen Speicherplatz freizugeben. Zudem werden im Handel NFC Tags angeboten, auf denen sich bestimmte Informationen speichern lassen. Sobald das Smartphone an ein solchen NFC Tag gehalten wird, der ganz einfach wie ein Preisschild überallhin geklebt werden kann, lassen sich bestimmte Aktionen auslösen.

So wäre es beispielsweise denkbar, dass automatisch ein Wecker für den morgigen Tag stellt wird, wenn Sie das Smartphone auf den mit NFC ausgestatteten Nachttisch legen. Auch das Aus- oder Einschalten des WLANs ließe sich auf diese Weise automatisieren.

Der für die meisten Anwender wichtigere Zweck besteht allerdings in der Möglichkeit, mit einem NFC Chip kontaktlos bezahlen zu können. Ob mit einer NFC-Kreditkarte oder einem Smartphone. Außer dem Smartphone werden keine weiteren Zahlungsmittel benötigt, was den Kauf besonders komfortabel macht.

NFC Chip Finoverix

Bild: © reddeer_art-fotolia.com - NFC Chip

Zudem ist diese Art der Zahlung besonders sicher, weil sich jeder Zahlungsvorgang beispielsweise mit dem Fingerabdruck legitimieren lässt - wird das Smartphone entwendet, wird Unbefugten der Missbrauch schwergemacht.

Sollte ich bei der Anschaffung des nächsten Smartphones auf einen NFC Chip achten?

Noch heute ist es bei vielen Smartphones im unteren oder gar im mittleren Preissegment nicht unüblich, dass kein NFC Chip eingebaut ist - was bisher allerdings kaum als störend empfunden wurde. Es ist allerdings durchaus davon auszugehen, dass die NFC-Technologie sich in den nächsten Monaten auch hierzulande allmählich durchsetzt.

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Bild: © t.paisit-fotolia.com - NFC Chip

Android Pay ist seit Mai 2016 in Großbritannien verfügbar, seit Dezember 2016 auch in Irland und Japan. Auch wenn über einen Start in Deutschland noch nichts bekannt ist, kann davon ausgegangen werden, dass ein Markteintritt recht schnell erfolgt.

Aufgrund einer strategischen Partnerschaft von Google mit den Kreditkartenanbietern Visa und Mastercard können auch die Dienste "Visa Checkout" und "Masterpass" genutzt werden.

Es kann also davon ausgegangen werden, dass es zu einer vergleichsweise zügigen Verbreitung kommt.

Wenn Sie davon ausgehen, dass Sie Ihr Smartphone mindestens zwei Jahre nutzen, ist es durchaus ratsam, auf einen integrierten NFC Chip Wert zu legen. Nur wenn das kontaktlose und schnelle Bezahlen per NFC Chip für Sie nicht interessant ist, können Sie bei der Auswahl Ihres künftigen Smartphones getrost auf dieses Ausstattungsmerkmal verzichten.

Wie funktioniert das kontaktlose Bezahlen mit Kreditkarte?

Auch das kontaktlose Bezahlen per Kreditkarte setzt letztlich auf den NFC Chip. Die Technologie funktioniert so, dass mit einem NFC-fähigen Smartphone gezahlt wird, indem es bei der Bezahlung einfach auf das Lesegerät gelegt wird. Die Abbuchung erfolgt vom Kreditkartenkonto, wo vorher eine Registrierung vorgenommen werden musste. Hat man eine NFC-Kreditkarte wird diese an das Lesegerät gehalten.

Für die konkrete Zahlung müssen folgende Schritte eingehalten werden:

  1. Zunächst muss Klarheit darüber herrschen, ob eine Zahlung per NFC überhaupt möglich ist. Ein entsprechendes Symbol findet sich dann am Eingang eines Geschäftes oder im Kassenbereich.
  2. Bei der Zahlung erscheint der zu zahlende Betrag auf dem Display eines Terminals.
  3. Um die Zahlung abzuschließen, muss das Smartphone, das Handy mit einem Bezahlsticker oder eine Bank-/Kreditkarte mit einem Abstand von maximal 4 cm an das Terminal gehalten werden.
  4. Mittels eines optischen und akustischen Signals wird der Eingang der Zahlung bestätigt.

Bei Zahlungen bis zu einem Betrag von 25 Euro muss üblicherweise keine zusätzliche Legitimation ( wie PIN Abfrage )  erfolgen, das Handy muss natürlich trotzdem entsperrt werden.

Sofern das eigene Smartphone noch nicht über einen NFC Chip verfügen, kann auch ein sogenannter NFC-Bezahlsticker genutzt werden. Wie ein NFC Tag lässt sich dieser beispielsweise auf die Rückseite des Smartphones kleben. Dabei handelt es sich aber um einen passiven NFC Tag, der nicht den vollen Funktionsumfang bietet und letztlich auch nicht mit dem Smartphone kommunizieren kann.

Wie bereits erwähnt, sind auch einige Bank- oder Kreditkarten mit NFC ausgestattet. Hier findet sich entweder eine Art Funksymbol oder der Schriftzug "pay pass" direkt auf der Karte. Hierbei sollte allerdings beachtet werden, dass die Bezahlung zwar einfach und problemlos möglich ist, bei einem Verlust aber Unbefugte kleinere Beträge per NFC zahlen können, bis eine Sperrung erfolgt. Das Limit liegt auch hier bei 25 Euro je Einkauf.

Welche Vorteile und Nachteile hat das kontaktlose Bezahlen?

Die Vorteile liegen zum einen darin, dass ein weiteres Zahlungsmittel geschaffen wird, auf das Kunden zurückgreifen können. Wer beispielsweise die Bankkarte verloren oder vergessen hat, kann mit dem Smartphone zahlen. Es kann selbst verständlich auch sehr praktisch sein, auf zusätzliche Zahlungsmittel zu verzichten - die meisten Menschen haben ihr Smartphone ohnehin immer dabei.

Darüber hinaus ist die Zahlung mit dem NFC Chip prinzipiell sehr sicher, wenn ein damit ausgestattetes Smartphone verwendet wird. Sofern die Sperrung des Gerätes sehr restriktiv erfolgt, also beispielsweise in jedem Fall vorher der Fingerabdruck gescannt wird, ist ein Missbrauch durch Dritte kaum möglich.

Bei einer Kredit- oder EC-Karte ist es hingegen häufig so, dass die Zahlung per Unterschrift möglich ist - was den Missbrauch vereinfacht. Zudem ist die Zahlung mit dem NFC Chip besonders einfach und schnell möglich.

Diese Zahlungsmethode könnte nicht nur die konventionelle Kartenzahlung ersetzen, sondern auch sehr häufig das Bargeld. Insbesondere für kleinere Beträge erscheint NFC prädestiniert.

Zudem fallen die Kosten für ein entsprechendes Terminal deutlich geringer aus, wodurch auch kleinere Geschäfte wie Kioske keine Schwierigkeiten haben dürften, ihren Kunden das Bezahlen per NFC zu ermöglichen.

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Bild: © luyali-fotolia.com - NFC Chip

Natürlich gibt es aber auch einige Nachteile, die vor allem in Verbindung mit den Alternativen zum NFC-fähigen Smartphone zum Tragen kommen. Wer einen NFC-Bezahlaufkleber oder eine mit NFC ausgestattete Kreditkarte zur Zahlung verwendet, ist prinzipiell dem Risiko ausgesetzt, dass Unbefugte mit Ihrem Konto zahlen. Bei kleinen Beträgen ist eine weitere Legitimierung nicht notwendig.

Wird das Konto bzw. die Karte gesperrt, besteht dieses Risiko natürlich nicht mehr. Aufgrund der Obergrenze von 25 Euro je Zahlungsvorgang hält sich der finanzielle Schaden ohnehin in Grenzen, zumal der Kunde bei vielen Kreditinstituten ohnehin nur bis zu einer Obergrenze von 150 Euro haftet.

Auch das Thema Datenschutz ist noch nicht vollständig geklärt: Denn auf dem NFC Chip einer Kreditkarte sind unterschiedliche Informationen über den Karteninhaber gespeichert. Kommt die Kreditkarte in falsche Hände, lassen sich diese Informationen durchaus auslesen. Neben dem Namen des Karteninhabers lassen sich so womöglich auch Informationen zu den letzten Bezahlvorgängen auslesen. Prinzipiell birgt diese Technologie natürlich durchaus auch die Gefahren eines Hacks.

In der Praxis dürfte das größte Problem bei der Zahlung mit dem NFC Chip darin bestehen, dass das kontaktlose Bezahlen derzeit nur selten möglich ist. Einige Tankstellen sind bereits mit dieser Technologie ausgestattet, eine flächendeckende Einführung dürfte vermutlich noch einige Zeit auf sich warten lassen.

Branchenexperten gehen allerdings davon aus, dass sich daran bald etwas ändern könnte: In den USA ist es bereits möglich, per Android Pay oder Apple Pay zu zahlen. Sofern auch bei uns die Tech-Riesen Apple und Google versuchen, den Markt für sich zu gewinnen, könnte die Akzeptanz auch hinsichtlich des Einzelhandels schnell steigen. Natürlich möchte kein Händler auf potentiellen Umsatz verzichten, nur weil eine bestimmte Zahlungsmethode nicht akzeptiert wird.

Wie sicher ist die NFC-Technologie?

Prinzipiell sorgt das schwache Funksignal schon für ein hohes Maß an Sicherheit. Wenn Sie ausspioniert werden sollten, müssten sich die Täter also in unmittelbarer Nähe befinden.

Genauso wie Sie beim Bezahlen im Supermarkt die PIN unbemerkt eingeben sollten, müssen Sie nur darauf achten, dass die Kreditkarte oder das Smartphone beim Bezahlen anderen Kunden nicht zu nahe kommt - und selbst dann wäre es nach aktuellen technischen Stand nicht ohne weiteres möglich, die Zahlungsinformationen aus dem NFC Chip auszulesen und somit zu missbrauchen.

Zudem muss bei einem modernen Smartphone üblicherweise eine Legitimierung per Fingerabdruck- oder gar Iris-Scan erfolgen. Dabei handelt es sich um eine Art der Verschlüsselung, die deutlich sicherer ist, als beispielsweise eine PIN. Sofern das Smartphone allerdings noch nicht über einen Fingerabdruckleser verfügt, muss auch hier auf eine PIN oder ein Entsperrmuster zurückgegriffen werden

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Bild: © Vlad Kochelaevskiy-fotolia.com - NFC Chip

Ein wenig anders gestaltet sich die Situation allerdings, wenn überhaupt keine Legitimation zur Entsperrung notwendig wird. Dann lassen sich kleinere Beträge auch ohne PIN oder sonstige Authentifizierung zahlen. Dasselbe gilt, wie bereits erwähnt, wenn ein NFC-Bezahlsticker oder eine Kreditkarte mit NFC Chip verwendet wird. In diesem Fall ist es durchaus möglich, kleinere Zahlungen ohne die Eingabe einer PIN vorzunehmen.

Fachleute weisen auch darauf hin, dass die auf dem NFC Chip gespeicherten Informationen durch Unbefugte ausgelesen werden können. Weil sich um eine recht neue Technologie handelt, ist das mögliche Schadenspotenzial noch nicht gänzlich erschlossen.

Mittlerweile gibt es Schutzhüllen wo Kreditkarten, EC Karten oder auch Personalausweise vor unerlaubtem Auslesen der gespeicherten Daten geschützt werden.

Fazit: Bezahlen per NFC Chip die Zukunft?

Die Vorteile des kontaktlosen Bezahlens liegen auf der Hand: Die Abwicklung erfolgt wesentlich schneller und in den meisten Fällen auch sicherer. Voraussetzung ist lediglich eine Kreditkarte oder ein Smartphone, welches den neuen Funkstandard unterstützt - was bei den meisten Handys und Kreditkarten heute der Fall sein dürfte. Wenn immer mehr Leute per NFC zahlen, dürften die Schlangen im Supermarkt bald deutlich kürzer werden. Außerdem kann die Geldbörse zu Hause bleiben. Wird die Zahlung per Fingerabdruck legitimiert, ist die Technik zudem auch sehr sicher.

Problematisch ist aus heutiger Sicht in Deutschland vor allem, dass noch keine hohe Akzeptanz der kontaktlosen Zahlung vorhanden ist. Spätestens wenn Unternehmen wie Apple oder Google auch hierzulande in den Markt der NFC-Zahlung einsteigen, sollte sich daran allerdings etwas ändern - man darf also gespannt sein.










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